WEKO3
AND
アイテム
{"_buckets": {"deposit": "e846d07e-bf34-474b-842c-1d0cbe01764b"}, "_deposit": {"id": "14848", "owners": [], "pid": {"revision_id": 0, "type": "depid", "value": "14848"}, "status": "published"}, "_oai": {"id": "oai:nagoya.repo.nii.ac.jp:00014848"}, "item_9_alternative_title_19": {"attribute_name": "\u305d\u306e\u4ed6\u306e\u8a00\u8a9e\u306e\u30bf\u30a4\u30c8\u30eb", "attribute_value_mlt": [{"subitem_alternative_title": "\u201eDu sollst dir kein Bildnis machen\u201c : Eine \u00dcberlegung zum Falun-Motiv bei M. Frisch aus affekttheoretischer Hinsicht"}]}, "item_9_biblio_info_6": {"attribute_name": "\u66f8\u8a8c\u60c5\u5831", "attribute_value_mlt": [{"bibliographicIssueDates": {"bibliographicIssueDate": "2012-03-31", "bibliographicIssueDateType": "Issued"}, "bibliographicPageEnd": "67", "bibliographicPageStart": "25", "bibliographicVolumeNumber": "58", "bibliographic_titles": [{"bibliographic_title": "\u540d\u53e4\u5c4b\u5927\u5b66\u6587\u5b66\u90e8\u7814\u7a76\u8ad6\u96c6. \u6587\u5b66"}]}]}, "item_9_description_4": {"attribute_name": "\u6284\u9332", "attribute_value_mlt": [{"subitem_description": "Max Frischs kurze Geschichte \u201eStory\u201c, enthalten im Tagebuch 1946\u20131949 (1950), erz\u00e4hlt von dem fortw\u00e4hrenden Warten einer Frau auf ihren Mann, der als Soldat w\u00e4hrend des ersten Weltkriegs in russische Gefangenschaft geriet und nach Kriegsende nicht mehr zur\u00fcckgekehrt ist \u2013 ein Frauenschicksal, wie es die beiden Weltkriege in \u00fcbergro\u00dfer Zahl hervorgebracht haben. Bei Frisch will die Frau aber den Tod ihres Mannes nicht wahrhaben und wartet unbeirrt auf seine R\u00fcckkehr. Ihre feste \u00dcberzeugung, dass der Mann eines Tages zur\u00fcckkehren w\u00fcrde, bezeichnet Frisch als Wahn. Nach dem zweiten Weltkrieg kehrt dann tats\u00e4chlich ein sehr alter Mann zur\u00fcck, den die Nachbarn als den besagten Mann jener Frau erkennen und der auf ihren Bericht hin sich zu seiner Frau begibt. Am n\u00e4chsten Morgen stellen sie jedoch fest, dass die Frau gar nichts von der R\u00fcckkehr ihres Mannes wei\u00df. Schlie\u00dflich finden sie seine Leiche in der Jauchegrube. Es handelt sich also um eine Art \u201eUnverhofftes Wiedersehen\u201c im 20. Jahrhundert. Anders als bei Hebel ist es hier nicht die ehemalige Verlobte, die die Leiche identifiziert, sondern es sind die Nachbarn, also Dritte. Schon vor dem Augenblick des \u201eWiedersehens\u201d, noch ehe man die Leiche aus der Jauchegrube birgt und das von Kot verdeckte Gesicht reinigt, ist also klar, dass es sich um den Mann handelt, auf den die Frau die ganzen Jahre gewartet hat. In dieser Weise radikalisiert Frisch das Moment des \u201eUnverhofften\u201d zu einem so \u201eniemals erhofften\u201c. Auch bleibt die Frau in \u201eStory\u201c im Unterschied zu Hebel \u201eunver\u00e4ndert\u201d, w\u00e4hrend ihr Mann, fr\u00fcher \u201eein junger Soldat\u201d, stark gealtert ist. Bei Hebel dagegen wird die Verlobte sehr alt, und das Antlitz des Leichnams ihres Verlobten entspricht noch genau dem Bildnis, das sie jahrelang von ihm im Herzen bewahrt hat. Das gealterte Gesicht des Mannes in Frischs \u201eStory\u201c ist von F\u00e4kalien verdeckt, so dass der Frau hier eine Entt\u00e4uschung erspart bleibt. Zudem scheint sein dergestalt beschmutzter K\u00f6rper geradezu das Verbot \u201eNoli me tangere! \u2013 R\u00fchr mich nicht an!\u201d schlechthin zu gemahnen. Da die Frau das gegenw\u00e4rtige Gesicht ihres Mannes nicht mehr sieht, bleibt das Bildnis, das sie sich von ihm gemacht hat, unver\u00e4ndert und ist nunmehr endg\u00fcltig. Affekte wurden schon seit Spinoza sehr abstrakt aufgefasst. Er erkl\u00e4rte sie aus dem Verm\u00f6gen des K\u00f6rpers, affiziert zu werden, und definierte sie folglich als die Affektionen des K\u00f6rpers bzw. als die Ideen von diesen Affektionen (Die Ethik, 1677, III. Def. 3). Der Affekt war also eine Idee, nicht etwa ein lebendiges, aus dem konkreten Erlebnis erwachsenes Gef\u00fchl. Im 19. Jahrhundert wurden durch die Fortschritte in der vergleichenden Anatomie und Neurologie die Kenntnisse \u00fcber die innerk\u00f6rperlichen Prozesse stark erweitert. Der Physiologe Carl Lange fasste diese rein physiologischen Vorg\u00e4nge als \u201eGem\u00fcthsbewegungen\u201c auf (1885), und dieser Begriff wurde mit \u201eEmotionen\u201c \u00fcbersetzt. Seine Theorie wurde dann zusammen mit der von William James (\u201eWhat is an Emotion?,\u201d 1884) als psychophysischer Parallelismus bekannt, aber die Grundidee findet sich schon bei Spinoza. Auch vom Standpunkt der modernen Neurologie wurde dann die Affekttheorie Spinozas neubewertet (Damasio, 2003). Solche innerk\u00f6rperlichen Vorg\u00e4nge gelangen aber im allt\u00e4glichen Leben k\u00f6rperlich und geistig Gesunder nur selten ins Bewusstsein und k\u00f6nnen nur aufgrund der spezifisch physiologischen Erkenntnisse ideal statuiert werden. Diese Statuierung der abstrakten Gef\u00fchle aber erm\u00f6glichte es, den Bereich des Psychischen als vielschichtige Struktur zu verstehen, und bereitete damit die sp\u00e4tere Entdeckung des Unbewussten vor. Als Goethe, ein echter Spinozist, seinen Entwurf zur Morphologie entfaltete, willigte er ein, dass Blumenbach f\u00fcr \u201evis essentialis\u201c statt \u201eKraft\u201c den Ausdruck \u201eBildungstrieb\u201c w\u00e4hlte. Ersteres bezeichne \u201eetwas nur Physisches, sogar Mechanisches\u201c und lasse \u201edas, was sich aus jener Materie organisieren soll\u201c, im Unklaren (\u201eBildungstrieb\u201c, 1820). Beinahe zur gleichen Zeit nannte Schopenhauer den Instinkt einen \u201eWahn\u201c (Die Welt als Wille und Vorstellung, 2. Aufl., 1844). Er sprach vom Gegensatz der Interessen zwischen Individuum und Gattung. Die Gattung muss manchmal, um sich zu erhalten, von dem Individuum das Opfer seines Egoismus verlangen. Am einfachsten sei es dazu zu bringen, wenn es sich freiwillig opfere, in der \u00dcberzeugung, dem eigenen Vorteil zu dienen. Das geschieht durch einen dem Individuum eingepflanzten Wahn, und dieser Wahn, so Schopenhauer, \u201eist der Instinkt.\u201c Schopenhauers Schluss auf den Instinkt als Wahn aus der Nicht\u00fcbereinstimmung der jeweiligen Interessen erfolgte also ebenso vermittels biologischer Erkenntnisse, wie Goethe seinen Bildungstrieb von den Erscheinungen der einzelnen K\u00f6rper auf dem Hintergrund der Gattung abstrahiert hatte. Etwa ein halbes Jahrhundert sp\u00e4ter spricht Nietzsche in einem postum ver\u00f6ffentlichten Aufsatz von 1873, in dem er die maskenhafte Seinsweise des Menschen zu entlarven versuchte, von einem \u201eTrieb zur Metapherbildung\u201c, (\u201e\u00dcber die Wahrheit und L\u00fcge im aussermoralischen Sinne\u201c). Nach Nietzsche setzen die Tiere, um zu \u00fcberleben, all ihr Verm\u00f6gen auf die Verstellung. Der Mensch aber treibe die Kunst der Verstellung auf die \u00e4u\u00dferste Spitze. In den Worten Goethes ausgedr\u00fcckt, behauptet Nietzsche, dass alle Lebenst\u00e4tigkeiten eine \u201eH\u00fclle\u201c verlangen. Gerade das erkl\u00e4rte Goethe als einen \u201ewichtigen Grundsatz der Organisation.\u201c W\u00e4hrend der obere Teil des organischen K\u00f6rpers immer nach Oben und Au\u00dfen strebe, bleibe die Wurzel im Innern der Erde und st\u00fctze die ganze Bildung. Dieser zweiteilige Bau erm\u00f6glicht es beiden, ihre unterschiedlichen Aufgaben zu erf\u00fcllen. Der oberste und darum \u00e4u\u00dferlichste Teil bewahrt den inneren gegen die \u00e4u\u00dfere Welt, so dass in ihm der Bildungstrieb nach den Gesetzen der Metamorphose wirken und der K\u00f6rper sich weiter- und umbilden kann. Dieser oberste Teil selbst, n\u00e4mlich die \u201eH\u00fclle\u201c, sei aber \u201edem Tode, der Verwesung\u201c ausgesetzt (Zur Morphologie, 1817 bzw. \u201eBildungstrieb\u201c, 1820). Einerseits gibt es im organischen K\u00f6rper etwas, das sich auch um den Preis seiner eigenen Selbsterhaltung \u00fcber das einzelne hinaus entfalten will und als Trieb bezeichnet wird, andererseits braucht der einzelne K\u00f6rper die H\u00fclle an der Oberfl\u00e4che, um jenen Trieb gegen die Reize der \u00e4u\u00dferen Umgebung zu sch\u00fctzen und zur Wirkung kommen zu lassen. Nach Nietzsche (1872 u. 1873) entwickelte der Mensch dazu die Kunst, Metaphern zu bilden, die in ihrer Gesamtheit eine Art von Wahn darstellen, und schuf auf diesem \u201eidealen Boden\u201c sogar eine andere Wirklichkeit. Nietzsche bezeichnet diesen Trieb als eine L\u00fcge \u201eim aussermoralischen Sinne\u201c. Als Ethologie, d. h. als eine von Moral freie Affekttheorie, deutete dann Gill Deleuze (1981) die Ethik Spinozas. Diese kurzgefasste Genealogie gibt den Hintergrund ab, auf dem wir Freuds Todestrieb zu sehen haben. Indem \u201eseine \u00e4u\u00dferste Oberfl\u00e4che die dem Lebenden zukommende Struktur aufgibt\u201c, wird der organische K\u00f6rper gewisserma\u00dfen \u201eanorganisch\u201c und wirkt nun als eine besondere H\u00fclle reizabhaltend; im Inneren dagegen wirkt der Trieb, aber weder zur Bildung noch in Richtung Wahrheitserkenntnis, noch zur Metaphernbildung, sondern - so formulierte es Freud - \u201ezum Tode\u201c (Jenseits des Lustprinzips, 1920). Unsere Neigung zum fertigen Bildnis und zur Verstellung haben wahrscheinlich dieselben Wurzeln, wie unsere Abscheu dagegen. Man muss es ethologisch \u2013 \u201eim aussermoralischen Sinne\u201c - betrachten: Das einzelne Lebewesen steht inmitten der es umfangenden Welt. Zwischen dem Inneren des K\u00f6rpers und der Umgebung, n\u00e4mlich zwischen den Systemen des Innen und denen des Au\u00dfen, gibt es eine H\u00fclle, und auf ihr entsteht das Ich. Max Frisch antwortete einmal auf die Frage, wozu der Schriftsteller noch schreibe: \u201eUm die Welt zu ertragen, um standzuhalten sich selbst!\u201c Ein blo\u00dfes Dasein ohne Verstellung oder Schleier, das fast bis zur Unfruchtbarkeit rein w\u00e4re, w\u00e4re wohl zu schwer zu ertragen, sei es wegen seiner H\u00e4rte oder wegen seiner Langweile. Verschleiern muss man es und ihm damit einen Sinn geben, meinte Novalis. Die \u201e\u00dcberf\u00fclle des Seins\u201c (Nietzsche) verbindet sich mit einer Idee, und daraus entsteht die Leidenschaft, die Passion. Das insbesondere im Vergleich mit \u201eUnverhofftes Wiedersehen\u201c von Hebel sehr knapp und klar gezeigt zu haben, macht den spr\u00f6den Reiz von Frischs \u201eStory\u201c aus.", "subitem_description_type": "Abstract"}]}, "item_9_identifier_60": {"attribute_name": "URI", "attribute_value_mlt": [{"subitem_identifier_type": "HDL", "subitem_identifier_uri": "http://hdl.handle.net/2237/16781"}]}, "item_9_identifier_registration": {"attribute_name": "ID\u767b\u9332", "attribute_value_mlt": [{"subitem_identifier_reg_text": "10.18999/joufll.58.25", "subitem_identifier_reg_type": "JaLC"}]}, "item_9_publisher_32": {"attribute_name": "\u51fa\u7248\u8005", "attribute_value_mlt": [{"subitem_publisher": "\u540d\u53e4\u5c4b\u5927\u5b66\u6587\u5b66\u90e8"}]}, "item_9_select_15": {"attribute_name": "\u8457\u8005\u7248\u30d5\u30e9\u30b0", "attribute_value_mlt": [{"subitem_select_item": "publisher"}]}, "item_9_source_id_7": {"attribute_name": "ISSN\uff08print\uff09", "attribute_value_mlt": [{"subitem_source_identifier": "0469-4716", "subitem_source_identifier_type": "ISSN"}]}, "item_creator": {"attribute_name": "\u8457\u8005", "attribute_type": "creator", "attribute_value_mlt": [{"creatorNames": [{"creatorName": "\u4e2d\u6751, \u9756\u5b50"}], "nameIdentifiers": [{"nameIdentifier": "45884", "nameIdentifierScheme": "WEKO"}]}, {"creatorNames": [{"creatorName": "NAKAMURA, Yasuko"}], "nameIdentifiers": [{"nameIdentifier": "45885", "nameIdentifierScheme": "WEKO"}]}]}, "item_files": {"attribute_name": "\u30d5\u30a1\u30a4\u30eb\u60c5\u5831", "attribute_type": "file", "attribute_value_mlt": [{"accessrole": "open_date", "date": [{"dateType": "Available", "dateValue": "2018-02-20"}], "displaytype": "detail", "download_preview_message": "", "file_order": 0, "filename": "joufll_58_25.pdf", "filesize": [{"value": "1.2 MB"}], "format": "application/pdf", "future_date_message": "", "is_thumbnail": false, "licensetype": "license_free", "mimetype": "application/pdf", "size": 1200000.0, "url": {"label": "joufll_58_25.pdf", "url": "https://nagoya.repo.nii.ac.jp/record/14848/files/joufll_58_25.pdf"}, "version_id": "a26c38ec-f00b-433c-be0e-8fa3882003ab"}]}, "item_language": {"attribute_name": "\u8a00\u8a9e", "attribute_value_mlt": [{"subitem_language": "jpn"}]}, "item_resource_type": {"attribute_name": "\u8cc7\u6e90\u30bf\u30a4\u30d7", "attribute_value_mlt": [{"resourcetype": "departmental bulletin paper", "resourceuri": "http://purl.org/coar/resource_type/c_6501"}]}, "item_title": "\u300c\u6c5d\u3001\u5076\u50cf\u3092\u3064\u304f\u308b\u306a\u304b\u308c\u300d : \u30d5\u30ea\u30c3\u30b7\u30e5\u306e\u638c\u7de8\u300c\u30b9\u30c8\u30fc\u30ea\u30fc\u300d\u306b\u95a2\u3059\u308b\u60c5\u52d5\u306e\u751f\u614b\u5b66\u7684\u8003\u5bdf", "item_titles": {"attribute_name": "\u30bf\u30a4\u30c8\u30eb", "attribute_value_mlt": [{"subitem_title": "\u300c\u6c5d\u3001\u5076\u50cf\u3092\u3064\u304f\u308b\u306a\u304b\u308c\u300d : \u30d5\u30ea\u30c3\u30b7\u30e5\u306e\u638c\u7de8\u300c\u30b9\u30c8\u30fc\u30ea\u30fc\u300d\u306b\u95a2\u3059\u308b\u60c5\u52d5\u306e\u751f\u614b\u5b66\u7684\u8003\u5bdf"}]}, "item_type_id": "9", "owner": "1", "path": ["326/521/522/1405"], "permalink_uri": "https://doi.org/10.18999/joufll.58.25", "pubdate": {"attribute_name": "\u516c\u958b\u65e5", "attribute_value": "2012-09-06"}, "publish_date": "2012-09-06", "publish_status": "0", "recid": "14848", "relation": {}, "relation_version_is_last": true, "title": ["\u300c\u6c5d\u3001\u5076\u50cf\u3092\u3064\u304f\u308b\u306a\u304b\u308c\u300d : \u30d5\u30ea\u30c3\u30b7\u30e5\u306e\u638c\u7de8\u300c\u30b9\u30c8\u30fc\u30ea\u30fc\u300d\u306b\u95a2\u3059\u308b\u60c5\u52d5\u306e\u751f\u614b\u5b66\u7684\u8003\u5bdf"], "weko_shared_id": null}
「汝、偶像をつくるなかれ」 : フリッシュの掌編「ストーリー」に関する情動の生態学的考察
https://doi.org/10.18999/joufll.58.25
23fa425c-7726-4337-80c5-0c0fc3cfa848
名前 / ファイル | ライセンス | アクション | |
---|---|---|---|
![]() |
|
Item type | 紀要論文 / Departmental Bulletin Paper(1) | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
公開日 | 2012-09-06 | |||||
タイトル | ||||||
タイトル | 「汝、偶像をつくるなかれ」 : フリッシュの掌編「ストーリー」に関する情動の生態学的考察 | |||||
その他のタイトル | ||||||
その他のタイトル | „Du sollst dir kein Bildnis machen“ : Eine Überlegung zum Falun-Motiv bei M. Frisch aus affekttheoretischer Hinsicht | |||||
著者 |
中村, 靖子
× 中村, 靖子× NAKAMURA, Yasuko |
|||||
抄録 | ||||||
内容記述 | Max Frischs kurze Geschichte „Story“, enthalten im Tagebuch 1946–1949 (1950), erzählt von dem fortwährenden Warten einer Frau auf ihren Mann, der als Soldat während des ersten Weltkriegs in russische Gefangenschaft geriet und nach Kriegsende nicht mehr zurückgekehrt ist – ein Frauenschicksal, wie es die beiden Weltkriege in übergroßer Zahl hervorgebracht haben. Bei Frisch will die Frau aber den Tod ihres Mannes nicht wahrhaben und wartet unbeirrt auf seine Rückkehr. Ihre feste Überzeugung, dass der Mann eines Tages zurückkehren würde, bezeichnet Frisch als Wahn. Nach dem zweiten Weltkrieg kehrt dann tatsächlich ein sehr alter Mann zurück, den die Nachbarn als den besagten Mann jener Frau erkennen und der auf ihren Bericht hin sich zu seiner Frau begibt. Am nächsten Morgen stellen sie jedoch fest, dass die Frau gar nichts von der Rückkehr ihres Mannes weiß. Schließlich finden sie seine Leiche in der Jauchegrube. Es handelt sich also um eine Art „Unverhofftes Wiedersehen“ im 20. Jahrhundert. Anders als bei Hebel ist es hier nicht die ehemalige Verlobte, die die Leiche identifiziert, sondern es sind die Nachbarn, also Dritte. Schon vor dem Augenblick des „Wiedersehens”, noch ehe man die Leiche aus der Jauchegrube birgt und das von Kot verdeckte Gesicht reinigt, ist also klar, dass es sich um den Mann handelt, auf den die Frau die ganzen Jahre gewartet hat. In dieser Weise radikalisiert Frisch das Moment des „Unverhofften” zu einem so „niemals erhofften“. Auch bleibt die Frau in „Story“ im Unterschied zu Hebel „unverändert”, während ihr Mann, früher „ein junger Soldat”, stark gealtert ist. Bei Hebel dagegen wird die Verlobte sehr alt, und das Antlitz des Leichnams ihres Verlobten entspricht noch genau dem Bildnis, das sie jahrelang von ihm im Herzen bewahrt hat. Das gealterte Gesicht des Mannes in Frischs „Story“ ist von Fäkalien verdeckt, so dass der Frau hier eine Enttäuschung erspart bleibt. Zudem scheint sein dergestalt beschmutzter Körper geradezu das Verbot „Noli me tangere! – Rühr mich nicht an!” schlechthin zu gemahnen. Da die Frau das gegenwärtige Gesicht ihres Mannes nicht mehr sieht, bleibt das Bildnis, das sie sich von ihm gemacht hat, unverändert und ist nunmehr endgültig. Affekte wurden schon seit Spinoza sehr abstrakt aufgefasst. Er erklärte sie aus dem Vermögen des Körpers, affiziert zu werden, und definierte sie folglich als die Affektionen des Körpers bzw. als die Ideen von diesen Affektionen (Die Ethik, 1677, III. Def. 3). Der Affekt war also eine Idee, nicht etwa ein lebendiges, aus dem konkreten Erlebnis erwachsenes Gefühl. Im 19. Jahrhundert wurden durch die Fortschritte in der vergleichenden Anatomie und Neurologie die Kenntnisse über die innerkörperlichen Prozesse stark erweitert. Der Physiologe Carl Lange fasste diese rein physiologischen Vorgänge als „Gemüthsbewegungen“ auf (1885), und dieser Begriff wurde mit „Emotionen“ übersetzt. Seine Theorie wurde dann zusammen mit der von William James („What is an Emotion?,” 1884) als psychophysischer Parallelismus bekannt, aber die Grundidee findet sich schon bei Spinoza. Auch vom Standpunkt der modernen Neurologie wurde dann die Affekttheorie Spinozas neubewertet (Damasio, 2003). Solche innerkörperlichen Vorgänge gelangen aber im alltäglichen Leben körperlich und geistig Gesunder nur selten ins Bewusstsein und können nur aufgrund der spezifisch physiologischen Erkenntnisse ideal statuiert werden. Diese Statuierung der abstrakten Gefühle aber ermöglichte es, den Bereich des Psychischen als vielschichtige Struktur zu verstehen, und bereitete damit die spätere Entdeckung des Unbewussten vor. Als Goethe, ein echter Spinozist, seinen Entwurf zur Morphologie entfaltete, willigte er ein, dass Blumenbach für „vis essentialis“ statt „Kraft“ den Ausdruck „Bildungstrieb“ wählte. Ersteres bezeichne „etwas nur Physisches, sogar Mechanisches“ und lasse „das, was sich aus jener Materie organisieren soll“, im Unklaren („Bildungstrieb“, 1820). Beinahe zur gleichen Zeit nannte Schopenhauer den Instinkt einen „Wahn“ (Die Welt als Wille und Vorstellung, 2. Aufl., 1844). Er sprach vom Gegensatz der Interessen zwischen Individuum und Gattung. Die Gattung muss manchmal, um sich zu erhalten, von dem Individuum das Opfer seines Egoismus verlangen. Am einfachsten sei es dazu zu bringen, wenn es sich freiwillig opfere, in der Überzeugung, dem eigenen Vorteil zu dienen. Das geschieht durch einen dem Individuum eingepflanzten Wahn, und dieser Wahn, so Schopenhauer, „ist der Instinkt.“ Schopenhauers Schluss auf den Instinkt als Wahn aus der Nichtübereinstimmung der jeweiligen Interessen erfolgte also ebenso vermittels biologischer Erkenntnisse, wie Goethe seinen Bildungstrieb von den Erscheinungen der einzelnen Körper auf dem Hintergrund der Gattung abstrahiert hatte. Etwa ein halbes Jahrhundert später spricht Nietzsche in einem postum veröffentlichten Aufsatz von 1873, in dem er die maskenhafte Seinsweise des Menschen zu entlarven versuchte, von einem „Trieb zur Metapherbildung“, („Über die Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne“). Nach Nietzsche setzen die Tiere, um zu überleben, all ihr Vermögen auf die Verstellung. Der Mensch aber treibe die Kunst der Verstellung auf die äußerste Spitze. In den Worten Goethes ausgedrückt, behauptet Nietzsche, dass alle Lebenstätigkeiten eine „Hülle“ verlangen. Gerade das erklärte Goethe als einen „wichtigen Grundsatz der Organisation.“ Während der obere Teil des organischen Körpers immer nach Oben und Außen strebe, bleibe die Wurzel im Innern der Erde und stütze die ganze Bildung. Dieser zweiteilige Bau ermöglicht es beiden, ihre unterschiedlichen Aufgaben zu erfüllen. Der oberste und darum äußerlichste Teil bewahrt den inneren gegen die äußere Welt, so dass in ihm der Bildungstrieb nach den Gesetzen der Metamorphose wirken und der Körper sich weiter- und umbilden kann. Dieser oberste Teil selbst, nämlich die „Hülle“, sei aber „dem Tode, der Verwesung“ ausgesetzt (Zur Morphologie, 1817 bzw. „Bildungstrieb“, 1820). Einerseits gibt es im organischen Körper etwas, das sich auch um den Preis seiner eigenen Selbsterhaltung über das einzelne hinaus entfalten will und als Trieb bezeichnet wird, andererseits braucht der einzelne Körper die Hülle an der Oberfläche, um jenen Trieb gegen die Reize der äußeren Umgebung zu schützen und zur Wirkung kommen zu lassen. Nach Nietzsche (1872 u. 1873) entwickelte der Mensch dazu die Kunst, Metaphern zu bilden, die in ihrer Gesamtheit eine Art von Wahn darstellen, und schuf auf diesem „idealen Boden“ sogar eine andere Wirklichkeit. Nietzsche bezeichnet diesen Trieb als eine Lüge „im aussermoralischen Sinne“. Als Ethologie, d. h. als eine von Moral freie Affekttheorie, deutete dann Gill Deleuze (1981) die Ethik Spinozas. Diese kurzgefasste Genealogie gibt den Hintergrund ab, auf dem wir Freuds Todestrieb zu sehen haben. Indem „seine äußerste Oberfläche die dem Lebenden zukommende Struktur aufgibt“, wird der organische Körper gewissermaßen „anorganisch“ und wirkt nun als eine besondere Hülle reizabhaltend; im Inneren dagegen wirkt der Trieb, aber weder zur Bildung noch in Richtung Wahrheitserkenntnis, noch zur Metaphernbildung, sondern - so formulierte es Freud - „zum Tode“ (Jenseits des Lustprinzips, 1920). Unsere Neigung zum fertigen Bildnis und zur Verstellung haben wahrscheinlich dieselben Wurzeln, wie unsere Abscheu dagegen. Man muss es ethologisch – „im aussermoralischen Sinne“ - betrachten: Das einzelne Lebewesen steht inmitten der es umfangenden Welt. Zwischen dem Inneren des Körpers und der Umgebung, nämlich zwischen den Systemen des Innen und denen des Außen, gibt es eine Hülle, und auf ihr entsteht das Ich. Max Frisch antwortete einmal auf die Frage, wozu der Schriftsteller noch schreibe: „Um die Welt zu ertragen, um standzuhalten sich selbst!“ Ein bloßes Dasein ohne Verstellung oder Schleier, das fast bis zur Unfruchtbarkeit rein wäre, wäre wohl zu schwer zu ertragen, sei es wegen seiner Härte oder wegen seiner Langweile. Verschleiern muss man es und ihm damit einen Sinn geben, meinte Novalis. Die „Überfülle des Seins“ (Nietzsche) verbindet sich mit einer Idee, und daraus entsteht die Leidenschaft, die Passion. Das insbesondere im Vergleich mit „Unverhofftes Wiedersehen“ von Hebel sehr knapp und klar gezeigt zu haben, macht den spröden Reiz von Frischs „Story“ aus. | |||||
内容記述タイプ | Abstract | |||||
出版者 | ||||||
出版者 | 名古屋大学文学部 | |||||
言語 | ||||||
言語 | jpn | |||||
資源タイプ | ||||||
資源 | http://purl.org/coar/resource_type/c_6501 | |||||
タイプ | departmental bulletin paper | |||||
ID登録 | ||||||
ID登録 | 10.18999/joufll.58.25 | |||||
ID登録タイプ | JaLC | |||||
ISSN(print) | ||||||
収録物識別子タイプ | ISSN | |||||
収録物識別子 | 0469-4716 | |||||
書誌情報 |
名古屋大学文学部研究論集. 文学 巻 58, p. 25-67, 発行日 2012-03-31 |
|||||
著者版フラグ | ||||||
値 | publisher | |||||
URI | ||||||
識別子 | http://hdl.handle.net/2237/16781 | |||||
識別子タイプ | HDL |